Mittwoch, 18. Juni 2008

Mystisches Märchen 2

Mystisches Märchen 2:

Als der berühmte Rabbi Akiba noch ein junger Mann war, war er sehr arm. Damals war es in Osteuropa üblich, arme Studenten zu bewirten. Wie es halt so kam, verliebte er sich in die schöne Tochter des reichen Kaufmannes, der ihn und einem anderen Studenten jede Woche an einem bestimmten Wochentag bewirtete.

Die Tochter fand Gefallen an dem sehr bescheidenen Jungen. Als dem Vater dies hinterbracht wurde, verbot er der Tochter den Umgang mit dem armen Studenten. Er hatte Pläne, sie mit einem reichen Kaufmannssohn zu verehelichen. Diese Tochter jedoch war nicht ungeduldig. Sie glaubte, vertrauteauf ihr Gefühl. Sie schnitt ihr Haar ab und gab es heimlich dem Akiba, um sein Studium zu finanzieren.

Der Verstand frägt sogleich: Kann der Erlös des Haares soviel Studiengeld einbringen?

Da merken wir schon, es muss um was Tieferes gehen, eine andere Bedeutung haben.

Bei Samson bedeuteten die Haare grosse Kraft.

Nach einigen Jahren Studium der Kabbala war Akiba als Rabbi so anerkannt und beliebt, dass er 3000 Schüler hatte. Mit diesen kehrt er in die Stadt zurück, gründet eine Schule und bekam nun gerne vom Vater die Tochter zur Frau, weil es damals ruhmreich war so einen Schwiegersohn zu haben. Akiba lebte mit seiner Frau glücklich und zufrieden in dieser Stadt.

In dieser Stadt regierte ein strenger, aber kulturbewusster Statthalter von Rom. Er hatte die allerschönste Frau der Welt. Von ihr ist kein Namen überliefert. Sie hieß nur die Römerin. Der Statthalter hatte zudem Macht und Ansehen. Er wurde darob sehr beneidet.

Jedoch Akibas Ruf strahlte bis an die Enden der Provinz und viele Menschen kamen zu ihm um Rat.

Das erregte den römischen Stadthalter mit den Jahren immer mehr. Er lebte zwar im schönsten Palast der Stadt mit der schönsten Frau des Imperiums, aber dass die Leute zu Akiba gingen, um sich Rat zu holen, störte ihn. Er konnte es nicht recht begründen. Er sagte eines Tages zu seiner Frau: „Du bist doch die Schönste überhaupt! Geh zu Akiba und sieh, ob Du ihn nicht verführen kannst. Dir müsste es gelingen“

Die Frau des Römers lächelte. Sie war gewohnt, dass ihr alle Männer zu Füssen lagen. Sie zog ihre schönste Toga an und ging zum Haus des Akibas.

Als sie zu Akiba vorgelassen wurde, schloss der alle Türen und sah sie beim Licht des Fensters aufmerksam an. Dann lachte der strahlenden Gesichts, weinte dann und spuckte aus. So sprach sie noch etwas schnippisch: „Sage mir oh Akiba, warum Du bei meinem Anblick lachst, dann weinst und zuletzt noch ausspuckst.?“

Akiba sprach nach kurzem Zögern: Ich lachte und freute mich, weil Du einen so unglaublich schönen Körper hast. Ich dankte Gott für dieses Wunder an Vollkommenheit. - Dann ahnte ich, dass dieser Leib bald alt und unansehnlich sein wird. Darüber weinte ich. - Dann wurde mir klar, dass solch Vergängliches mich nicht lange von meinen inneren Freuden ablenken sollte, meinem geliebten Studium der geistigen Welt. Da spuckte ich den Geschmack der Welt aus meinem Munde.“

Ende: Die Frau des Römers war darob so betroffen, dass …

Wie geht das Ende der Geschichte? Wie deuteten die Weisen dieses Phänomen? Welcher Schluss wäre Ihnen/Dir passend?

Nach Aufforderung senden wir die Auflösung.

Ende: Die Frau des Römers war darob so betroffen, dass sie gleich bei Akiba blieb, ohne noch etwas von ihren Schätzen aus dem Palast abzuholen.

In Hinkunft lebte Akiba also mit zwei Frauen im Haus: seiner Ersten (Frau des Himmels) und der Römerin, der Frau der Welt.

Aus der jüdischen Überlieferung nach F. Weinreb.

So sind auch wir „Wanderer in zwei Welten“. Wer diese Gegensätze verbinden kann ist klug.

Keine Kommentare: