Mittwoch, 18. Juni 2008

Mystische Märchen

Mystische Märchen 1:

Als König Akiba und seine Frau nach vielen Jahren Ehe noch immer kein Kind bekamen wurden beide sehr traurig. Der Kreis der Frauen traf zusammen und fand dann eine ungewöhnliche Lösung. So sprach dann die Frau zu Akiba: „Nimm Dir meine Freundin zur weiteren Frau. Ihr gefallt einander ohnehin. Sie wird mich nie verachten, weil ich kein Kind gebären konnte. Sie wird mich auch an eurem Kind erfreuen lassen“! So geschah es. Mit dieser zweiten Frau ging es gut und sie gebar bald eine Tochter und alle waren glücklich.

Zur Geburtsfeier der neuen Prinzessin wurden viele Weise und Seher in den Palast geladen. Einige weissagten, dass die Tochter schön und gut heranwachsen würde, und andere artige Dinge, aber an ihrem 16. Geburtstag von einer Schlange gebissen sterben würde.

Tatsächlich wuchs das Kind zu einer prächtigen jungen Frau heran. Sie erfreute alle mit ihrem Lachen, ihrer Schönheit und Klugheit.

Als der Tag ihres 16. Geburtstags nahte, erinnerte sich der König der Weissagungen und ließ den ganzen Palast nach Schlangen absuchen. Das Geburtstagsfest war zugleich eine Verlobungsfeier mit dem Prinzen des Nachbarlandes. Alles verlief jedoch prächtig, fröhlich und ohne Zwischenfälle.

Die Seher wunderten sich. Am Abend des Festtages ließ sich der König noch mal erzählen, was die Tochter diesen Tag detailliert gemacht hatte.

Sie erzählte - unter anderem, dass sie um die Mittagszeit einem Bettler, der an der Tür stand, hereinbat und sich doch an den köstlichen Speisen zu laben. Sie bat ihn auch seinen Umhang abzunehmen, nahm ihn ab und stülpte diesen mit den (damals üblichen) Gardarobepflöcken in eines der vorgesehenen Löcher. Als sich die Weisen das Loch genau zeigen ließen, zeigte sich, dass dort die giftigste Schlange des Landes eingeringelt lag, durch den Stoß mit dem Gardarobe-Pflock durch die Prinzessin selbst aufgespießt und unbewusst getötet.

Wie geht das Ende der Geschichte? Wie deuteten die Weisen dieses Phänomen? Welcher Schluss wäre Dir passend?

Nach Aufforderung senden wir die Auflösung.

Ende: Das erschütterte alle Anwesenden aufs Innigste und der älteste Weise sprach nach langem Schweigen: „Weil sie freundlich und gütig war und etwas getan hat, was unter ihrem königlichen Status lag, hat sie ihr vorgeformtes Schicksal wandeln können!“

Aus der jüdischen mündlichen Überlieferung n. F. Weinreb

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