Freitag, 29. August 2008

Untugendspiegel von Laurentius

Untugendspiegel von Laurentius

Laurentius ist ein von der katholischen Kirche verehrter Heiliger, der 258 n. Chr. Den Märtyrertod starb.
Er ist der Menschheit in selbstloser Liebe zugetan und bemüht sich sie in ihrer geistigen Entwicklung zu fördern. Aus diesem Grunde hat er sich schon einige Male über Mittler aus dem Jenseits gemeldet um uns Ratschläge zu geben, wie wir am besten unser geistiges Ziel erreichen können. Auf diese Weise erschienen 2 Bücher:
„Schritte der Tat zur Entwicklung“, und „Die Nachfolge Christi“, Herausgegeben von Gisela Weidner.

Untugendspiegel:

1. Unwahrhaftigkeit
2. Hochmütig (herabsehen auf andere)
3. Eigensinnig
4. Starrköpfig
5. Aufbrausend
6. Leicht beleidigt
7. Nachtragend
8. Jähzornig
9. Vorlaut
10. Spöttisch
11. ….
12. Untreu
13. Taktlos
14. Sinnlich
15. Maßlos
16. Schamlos
17. Indiskret
18. Rachsüchtig
19. Genusssüchtig
20. Krittelsüchtig
21. Zweifelsüchtig
22. Streitsüchtig
23. Eifersüchtig
24. Klatschsüchtig
25. Tratschsüchtig
26. Undankbarkeit
27. Geiz
28. Misstrauisch
29. Vorurteilsvoll
30. Bequemlichkeit
31. Scheinheiligkeit
32. Schadenfreude
33. Anmaßend
34. Selbstherrlich
35. Falsche Bescheidenheit
36. Abergläubisch
37. Lampenfieber
38. Schüchternheit
39. Unentschlossenheit
40. Wankelmütig (bald Optimismus, bald Pessimismus)
41. Vertrauensselig
42. Kleinmut
43. Verzagtheit
44. Hoffnungslosigkeit
45. Bedrücktheit, Deprimiertheit
46. Leicht beeinflussbar
47. Menschenfurcht
48. Feigheit
49. Unzuverlässigkeit
50. Oberflächlich
51. Unordentlich
52. Arbeitsunlust
53. Eitelkeit
54. Überschwänglich
55. Unzufriedenheit
56. Ungeduld
57. Launenhaftigkeit (leicht verärgert sein)
58. Falschheit
59. Sich selbst alles, anderen nur das Notdürftigste zuerkennen
60. Rechthaberisch (Meinungen anderer werden durch Wortklaubereien, wenn es nicht anders geht, sogar durch Lügen bekämpft)
61. Andere zu ihrem Schaden aushorchen
62. Sucht, immer gelobt zu werden
63. Alles besser wissen wollen
64. Eingebildet sein auf eigenes Wissen und Können
65. Eigene Überzeugung materiellen Vorteilen zuliebe verleugnen
66. Mangel an Pflichtgefühl und Pflichttreue
67. Gegebenes Wort wird gebrochen
68. Keinen Widerspruch von anderen ertragen können
69. Nachlässigkeit
70. Unehrlichkeit

(aus dem Buch „Schritte der Tat zur Entwicklung“ G. Weidner)

Freitag, 4. Juli 2008

Abstammung des Menschen

Die Abstammung des Menschen?

Der Darwinismus liegt heute in den letzten Zügen und wehrt sich verzweifelt; in den Gewaltstaaten läßt er sich als Staatsdoktrin militärisch sichern. Ich verstehe hier unter Darwinismus lediglich die Lehre von der Abstammung des Menschen vom spezifischen Tier, also vom Affen, und lasse im übrigen die bedeutenden Verdienste Lamarcks und Darwins aus dem Spiel.

Beide großen Männer nun haben bei ihren Forschungen über die Entwicklung und Abstammung des Menschengeschlechtes stets und in betonter Weise von dessen moralisch‑geistigen Eigenschaften abgesehen, die nicht mit in den Entwicklungsprozeß einbezogen waren. Beide nämlich waren fromme Männer. In dieser Ausklammerung darf man aber ja nicht eine Aktion zur Herstellung des Eliminates erblicken, wozu das Herauswerfen (exigere - exact) der geistig‑moralischen Eigenschaften Veranlassung geben könnte. Denn beim Prozeß der Eliminierung wird niemals das Wesentliche herausgeworfen. Die theoretische Mechanik wirft wohl die Reibung heraus, aber natürlich nicht die Bewegung.

Das Geistige aber - um es hier kurz so auszudrücken - ist das Wesentliche am Menschen, das in der übrigen Natur nirgends vorkommt. Die Fragestellung Lamarck und Darwins lautet demnach nur: kann man den Organismus des Menschen nach denselben Entwicklungsgesetzen wie den der übrigen Tiere aus dem Organismus eines andern, also hier des Affen, ableiten? Und sie bejahten diese Frage. Nicht aber haben sie behaupten wollen, daß sie selbst, Lamarck und Darwin in Person, "vom Affen abstammten", so, wie sie von ihren Großeltern stammen. Das aber ist die mißverstandene Deutung durch die Darwin‑Epigonen. Die Ableitung der beiden verschiedenartigen, aber morphologisch ähnlichen Organisationen voneinander hätte keinerlei Aufsehen erregende Macht, weil unmetaphysisch, und an sich, wie der Jurist sagen würde, "schlüssig". Die Aufregung kommt erst durch die zweite, die Epigonen‑Deutung hinein und setzt allemal einen Denkfehler voraus.

Als letzte Drohung nun haben die Epigonal‑Darwinisten in den vergangenen Jahrzehnten bei ihrem verzweifelten Rückzugsgefecht die Behauptung aufgestellt, das gefürchtete "Zwischenglied" (missing link) zwischen Affe und Mensch sei längst gefunden, und dieses entscheide - nach ihrer Doktrin - ja alles. Wir wollen dem Gegner einmal, ehe wir den Beweis erbringen, daß es ein solches "Zwischenglied" weder gibt noch geben kann, alle günstigen Karten in die Hände spielen. Wir wollen also einmal annehmen, daß es sich bei diesem Zwischenglied nicht um ein paar kümmerliche Unterkiefer, Schädelknochen usw. handelt - wie das so üblich ist ‑, sondern um ganze Skelette, und diese in solcher Anzahl, daß über etwa entstehende Lücken gar kein Streit entstehen kann, weil eine sichtbare Kontinuität hergestellt ist. Das könnte in der Tat einmal kommen.

Das Weitere aber, das wir konzedieren, spielt sich nun freilich in einem phantasierten Reiche ab: es seien nicht nur die Skelette erhalten, sondern die ganzen Leiber und diese lebten. Wir befänden uns dann in einer Art paläontologischem Garten, in welchem sich in tollem Durcheinander offensichtliche Menschen niederster Rasse, "Menschenaffen" und "Affenmenschen" (was beides lediglich nominalistische Etiketten sind), dann "höhere" Affen und gewöhnliche Affen herumtrieben. Es ist ein wahres Paradies für die Epigonaldarwinisten, denn hier ist durch unsere Freigebigkeit ein lückenloser Zusammenhang sichtbar hergestellt. Auf der einen, linken Seite des riesigen Territoriums kreischen alle Affenarten auf den Bäumen und knacken Nüsse - werfen sogar mit ihnen! ‑, auf der andern, rechten, sieht man die ersten Hütten errichtet und Feuer angefacht. Dazwischen treibt sich allerhand Zwischenvolk herum, das mit Steinen Tiere erlegt oder gar instrumentartige Gegenstände dazu gebraucht.

Diesem freigebigen Sammelmaterial sitze nun ein Gremium von Gelehrten gegenüber, das die Sache zu begutachten habe. Und nun beginnt das Messen und Wiegen; jedes einzelne Exemplar wird vorgenommen, Größe und Stellung der Eckzähne festgestellt und registriert, das Schnauzenbild morphologisch genau aufgezeichnet, die Länge der Extremitäten im Vergleich zum übrigen Körper gemessen, Blutproben gemacht, das Gehirn gewogen und morphologisch analysiert usw. Siegreiche Telegramme fliegen in alle Welt von der nunmehr festgestellten unzweifelhaften Abstammung "des" Menschen vom Affen. Wer hier überhaupt noch zu zweifeln wagt, der zeigt damit seinen reaktionären Willen und, daß er im Dienste finsterer Mächte stehe.

Indessen es befindet sich im Gremium ein Mann, den man eigentlich nicht gern mit dabei haben wollte, denn man wollte unter sich sein; er ist nämlich ein Außenseiter, der sogar am Bestehen der darwinistischen Stammbäume zu zweifeln wagt, die doch seit Jahrzehnten in jedem Schulbuch der Biologie stehen. Dieser anmaßende Mann hat zudem eine philosophische Art, die Grundbegriffe der gemeinsamen Wissenschaft in Frage zu stellen: ihm ist, wie er herausfordernd sagt, die Wahrheit wichtiger als die Wissenschaft. Indessen man hat ihn mitnehmen müssen, weil er ein angesehener Forscher ist, der den Doktortitel trägt und ein viel gelesenes Werk über die Erdzeitalter geschrieben hat. Bei einer Sitzung des Gremiums nun meldet er sich zu Wort und sagt:

"Meine Herren Kollegen, ich habe doch meine ernsten Bedenken gegen die Richtigkeit der Methode, die wir hier anwenden. Ich kann mir denken, daß jeder von Ihnen, die Sie aus so verschiedenen Ländern stammen, das Bedürfnis hat, den Zoologischen Garten seiner Hauptstadt mit einem der vielen Exemplare zu beschenken, die Sie für ,Zwischenglieder' zwischen Mensch und Affe halten und daher mit den Namen ,Affenmenschen' oder ,Menschenaffen' betiteln. Aber bedenken Sie, meine Herren: Sie haben auch Ihre Feinde, zum Beispiel der Klerus aller Konfessionen, die ja bekanntlich Ihre Lehre von der kontinuierlichen Entwicklung vom Affen zum Menschen bestreiten, weil sie sie für volksverderblich halten.

Ich bestreite sie, wie Sie wissen, auch, aber aus anderen Gründen. Doch bedenken Sie: hinter jenen stehen gewaltige Teile der Bevölkerung, die sich durch Ihre Arbeit in ihrem Glauben bedroht fühlt.

Wenn nun Ihre Lehre von der Kontinuität falsch ist - was Sie natürlich gar nicht in Erwägung ziehen, weil es Ihre Arbeitshypothese ist - und es stellte sich heraus, daß jedes auf der vorgeblichen Entwicklungslinie vom Affen zum Menschen betroffene Individuum entweder Mensch oder Affe ist ‑, wie wollen Sie sich dann gegen den Vorwurf der Freiheitsberaubung schützen, wenn Sie so jemanden in den Zoologischen Garten sperren ...? Oder gar: Sie haben einige getötet, um das Gehirn zu wiegen - wie wollen Sie gegen den Vorwurf des Mordes gefeit sein ...? Ich glaube zwar beobachtet zu haben, daß Sie sich immer recht scheu in die Nähe jener "ersten Hüttenbauer" begaben, wenn Sie diese Absicht hatten, und mir ist auch so, als sei es nie dazu gekommen. Warum nicht, das ist mir wohl bekannt, nicht aber Ihnen mit Ihrem durch Wissenschaft getrübten Auge. (Unruhe im Gremium ...) Wenn aber die Grenzen zwischen Affe und Mensch nicht ,fließend' sind, wie Sie behaupten, sondern scharf, wie ich behaupte: so sind Sie in jedem Falle entweder Jäger oder Mörder."

"Wir danken Ihnen, verehrter Herr Kollege, für Ihre interessanten Ausführungen", sagte der Vorsitzende nicht ohne einen ironischen Zug. "Aber gegen Ihre Bedenken gibt es ein völlig einwandfreies Mittel: durch unsere Meßgeräte können wir einfach bestimmen, wer - juristisch gesehen - Affe ist und wer Mensch. Von einer bestimmten Länge der Eckzähne, von einem bestimmten Winkel, in dem sie zum Unterkiefer stehen, von einem bestimmten Verhältnis der Länge der Extremitäten zum Oberkörper, von einer bestimmten Wölbung der Schädeldecke und einem bestimmten Gewicht des Gehirnes an können wir einfach sagen: was jenseits dieser Grenze liegt, ist Mensch und genießt daher den Schutz der Gesetze."

,Aber", führt der Zweifler los, "das ist ja reiner Nominalismus! Dadurch, daß Sie ein Lebewesen zum Menschen erklären, wird es ja in der Realität kein Mensch. Und wie, wenn das Menschsein von ganz anderen Dingen abhinge als von denen, die Sie an Ihren vorgeblichen ,Zwischengliedern' messen können ...?"

"Aber das sind doch philosophische Abstrusitäten, verehrter Herr KolIege, die Sie hier in eine wissenschaftliche Sitzung hineinplatzen lassen!"

"... ohne welche Sie aber diese lebenswichtige Frage in Wahrheit nicht entscheiden können !"

Zwischenruf des Präsidenten: "Ich bitte die Herren, bei der Sache zu bleiben !"

"Gut! Dann will ich Ihnen konzedieren, daß Sie sich mit Ihrer Methode, durch die ein Mensch de jure Mensch wird, vor Bestrafung sichern können. Ich kann mir nun aber folgenden Fall denken: Sie gehen mit der Flinte los, um eines jener Lebewesen, das nach Ihrem Meßsystem zweifellos als Affe signifiziert ist, zu erlegen, denn Sie wollen sein Gehirn morphologisch begutachten. Wie es aber so in seinem Blute daliegt und mit dem Tode ringt, kommen statt bloßer Tierlaute so etwas wie Worte über seine ungefügen Lippen. Was dann ...? Vor dem Strafgesetzbuch sind Sie gesichert - sind Sie es aber auch vor Ihrem Gewissen?"

Hier greift die Glocke des Präsidenten, begleitet von stürmischen Protestrufen, ein und gebietet dem Redner Schweigen. Das sei eine ganz ungehörige Betrachtungsweise und widerspreche allen Grundsätzen der Wissenschaft. "Aber Sie haben sich geirrt! Und darauf kommt es an. Ihre Methode ist falsch!" Ein Fanatiker stellt den Antrag, den Kollegen Dacqué von der weiteren Mitarbeit auszuschließen. "Dagegen habe ich nichts. Vorher aber ersuche ich Sie, mir zu gestatten, ein unfehlbares Mittel, das ich besitze, anzuwenden, um herauszubekommen, nicht, wer Mensch sein soll, sondern wer Mensch ist."

"Und dieses Mittel wäre ...?" "Ich frage einfach." "Ich glaube, wir heben die Sitzung auf!" sagte der Präsident.

"Das wäre bedauerlich für Sie, meine Herren und die Wissenschaft, nicht aber für mich und die Wahrheit. Es steht in Ihrem Belieben, mein Angebot anzunehmen oder nicht, denn ich bin ja, seit der Ausschlußantrag gegen mich vorliegt, sozusagen nur ein Geduldeter."

Man konnte das nicht gut ablehnen, wollte es auch nicht, denn man hoffte, auf diese Weise den lästigen Nörgler durch eine unüberwindbare Blamage ein für allemal loszuwerden.

Der Außenseiter führte seine Kollegen auf den Platz, auf dem die Glocke stand, die beim Füttern geschlagen wurde. Auf ihren Ton hin strömten von allen Seiten die Einwohner des Gartens zusammen. Es gab aber kein Futter, sondern der Sonderling stellte sich hin und rief mit lauter Stimme in der Sprache, die er eben geschildert hatte:

"Wer von euch ist ein Mensch ...?"

Auf diesen ungewohnten Anruf hin ging ein eigentümliches Zucken und eine Verwirrung durch die Lebewesen; man konnte deutlich bemerken, wie sich etwas abschied. Die einen verstanden den Ruf nicht und trotteten, als sie merkten, daß es doch kein Futter gab, auf ihre Bäume zurück. Andere aber scharten sich um den Frager, erhoben die Hände, wie als meldeten sie sich, und sagten in ihrer eigenen Sprache so etwas wie "Ja" und "Ich".

"Sehen Sie, meine Herren, das wußte ich im voraus. Um zu klären, was sich hier begab, muß ich jetzt aber pedantisch werden. Auf meinen Anruf hin haben sich bestimmte Exemplare dieser von Ihnen als Affenmenschen oder Menschenaffen bezeichneten Tierart abgesondert und zu mir, also auch zu sich gesagt, daß sie Menschen seien. Ich hätte auch eine andere Frage an sie richten können, aber schließlich lag uns diese am nächsten. Dadurch allein aber, daß sie sie beantworteten, sind sie Menschen, und durch nichts anderes.

Den Akt des Selbstbewußtseins kann niemand vollziehen außer dem Menschen. Und zwischen dem Sagenkönnen: ,Ich bin ein Mensch' und dem Nicht‑Sagenkönnen ,Ich bin ein Mensch!' (weil man nämlich keiner ist) gibt es keine Entwicklung. Man kann das entweder oder man kann das nicht, ein Drittes gibt es nicht. Oder machen Sie mir das einmal vor! Halbwachzustände, wie wir sie des Morgens beim Erwachen oder im Alkoholrausch erleben, haben damit nichts zu tun; das sind lediglich psychologische Trübungen, die vorübergehen: unter ihnen aber bleibt immer die volle unteilbare gradlose Fähigkeit der Selbsterkenntnis erhalten.

Diese aber, und diese allein ist die differentia specifica zwischen Tier und Mensch - ich hoffe, Sie durch diese philosophische Erinnerung nicht in ihrer wissenschaftlichen Würde gekränkt zu haben ‑, und diese allein ist es demnach, deren Entwicklung aus ,niederen' Formen sie nachweisen müßten, wenn Sie Ihre - nicht Darwins - Behauptung von der Abstammung des Menschen vom Tier aufrechterhalten wollen. Da es aber nicht nur keine ,niedere' Form des Selbstbewußtseins gibt, es also entweder da ist oder nicht, und da im gesamten Tierreich nichts dergleichen auch nur andeutungsweise vorkommt, so ist nichts unsinniger, als zu behaupten, der Mensch stamme vom Affen ab.

Welchen Täuschungen Sie sich aber mit Ihrer Registrierungsmethode nach körperlichen Merkmalen aussetzen, das haben Sie bei der Szene erleben können, die nach meinem Anruf folgte; Lebewesen, die Sie auf Grund jener Merkmale zu den Affen gerechnet hatten, haben sich als Menschen gemeldet, und umgekehrt hatten vorgebliche Menschen nichts Eiligeres zu tun als davonzulaufen, nachdem sie gemerkt hatten, daß es doch kein Futter gab. Was aber folgt daraus für die Wissenschaft? Dies: daß alles Auffinden vorgeblicher ,Zwischenglieder' gänzlich belanglos ist, denn - es gibt keine. Die Natur hat im Falle Affe - Mensch gewissermaßen in Dubletten gearbeitet, wie sie das hie und da öfters getan hat, aber ein Abstammungsverhältnis ist damit nicht gegeben, weil es hier jedenfalls unmöglich ist.“

Da das Gremium unruhig wurde, versuchte der Sonderling einen versöhnenden Ton anzuschlagen und fuhr fort:

"Ich weiß, meine Herren Kollegen - vorläufig sind Sie das ja noch ‑, wie schwer es für einen wissenschaftlich geschulten Kopf ist, grundlegende Neuigkeiten zu akzeptieren. Eine Wissenschaft verläuft, besonders, wenn sie schon lange genug betrieben wurde und sich der begeisterten Mitarbeiterschaft des Laienpublikums erfreut, unbewußt in den Gesetzen des Massenwahns und hinterläßt eingefahrene Bahnen im Denken - vielleicht sogar im Gehirn - der Forscher. Die Wahrheit dagegen unterliegt diesem Schicksal nicht. Wahrheit im substantiellen Sinne - möchte ich sagen - tritt am klarsten, ja wohl einmalig bei jeder Wissenschaft an ihrer Entstehungsstelle hervor, das heißt beim Genius.

Weder Lamarck noch Darwin unterlagen dem Massenwahn, und ohne diese unsere Meister gäbe es keine Paläontologie und keine Phylogenese. Sie wissen, aber Sie scheinen es unter dem heimlichen Druck des Massenwahns vergessen zu haben, daß beide großen Forscher es abgelehnt haben, das Wesen des Menschen mit unter die Entwicklungsgesetze zu stellen.

Sie beschränkten sich daher darauf, seine Gestalt aus der des Affen oder eines gemeinsamen Vorfahren, der aber äffisches Gepräge gehabt haben muß, abzuleiten, als ob das in Wirklichkeit möglich wäre. Sie bejahten diese Möglichkeit und nahmen sie als Wirklichkeit an.

Aber auch das hat sich als ein Irrtum herausgestellt, nachdem die jahrelange fleißige Arbeit vergleichender Anatomen das hat verneinen müssen. Wir wissen heute mit der Zuverlässigkeit eben der Wissenschaft, daß es keine Entwicklung vom Affen zum Menschen gegeben haben kann, und zwar auf Grund des Abel‑Dollóschen Irreversibilitätsgesetzes, wonach es Entwicklung immer nur in der Richtung vorwärts gibt ohne Möglichkeit der Umkehr.

So weitgehend spezialisierte Organe also, wie die Extremitäten des Affen, die sich ganz und gar auf Baumleben zu entwickelt haben, können nicht mehr zurück, um die ganz andersartigen der Form nach älteren Gliedmaßen des Menschen zu bilden.

Mein Ergebnis also lautet: der Mensch ist ein genus sui generis, das von keinem tierischen Vorfahr, also auch nicht vom Affen ableitbar ist."

WELCH Philosoph WAR HANS BLÜHER ?

Hans Blüher wurde am 17.2.1888 in Schlesien als Sohn eines Apothekers geboren. Er war Schüler der berühmten Steglitzer Gymnasiums in Berlin. Die Matura schaffte er aufs Knappste. Er war beweglich wie ein Yogi und es gibt ein Foto von seiner 8. Klasse, wo er die Beine im Lotussitz verschränkt, den Klassenkaspar mimt. Vom Militärdienst wurde er wegen Untauglichkeit suspendiert. Er marschierte drei mal über die Alpen zu Fuß nach Italien.

Er war einer der Führer und später der Philosoph der Jugendbewegung „Der Wandervogel“[1], dessen Naturerwanderung und Versuch eine natürliche Lebensart zu kultivieren in krassem Gegensatz zu den später aufkommenden und von den Machthabern mißbrauchten Jugendbünden stand.

Blüher war verheiratet und hatte einen Sohn, der bei einem Luftangriff auf Berlin einen Lungenschaden erlitt und bei den weiteren Luftangriffen in den Keller getragen werden mußte. Blüher verstarb 1955 an einer Leberkrankheit.

Welche Themen behandelte Hans Blüher ?

Er erlitt das Martyrium seiner Zeit um ein Äon voraus zu sein. Er versuchte die Jugend vor Materialismus und Naturentfremdung zu schützen.

Er versuchte die verfolgten Homosexuellen vor den Ächtern zu schützen und das Phänomen der Männerbünde als mannmännliche Erossäule zu erklären. [2]

Er versuchte den Eros aus der ( wenig anständigen - eigenes Zitat ) Gesellschaft der Sexualärzte herauszulösen, und den Eros als Organ für die Person und darüber hinaus auch noch für die Güte GOTTES zu erweisen. Erst seit Christus gibt es diese höchste Liebe - selten, aber doch. [3]

Er versuchte die Neurose aus der beschränkten Sicht der Psychologen herauszuholen und sie im Lichte einer "sinnvoller Erkrankung" zur Sinnfindung zu sehen.[4] Er widerlegte in diesem Zusammen­hang sogar einige Gedanken von Sigmund Freud als 25-Jähriger!

Er versuchte überdies die Gestalt Jesu den Theologen zu entwinden und dessen aristokratische Erscheinung in der Weltgeschichte heraus zu meißeln.[5]

Blüher versuchte auch die Judenfrage auf metaphysische Ebene zu heben. [6]

Blüher äußerte seine Verachtung für die pseudoreligiösen Untermenschen, die ein tausendjähriges Reich mimten und sich eine „Erlösung und Rettung der Welt“ anmaßten. Noch 1933 hat sich Blüher mit Hitler angelegt, was vielleicht sein Leben gekostet hätte, allerdings auf einer Ebene, die den Vollzugsorganen von rechts und den Beurteilern von links kaum zugänglich war: Er stellte das Kreuz höher als das Hakenkreuz und hat Hitler vor jeglichem Progrom gewarnt. Weil er den Berliner Stadtkomman­danten von einer schweren Krankheit geheilt hatte, kam er mit (lediglich) Schreibverbot davon. Er umging dieses Verbot und schrieb in Buchhaltungsjournale, um einer zu befürchtenden Kontrolle durch die Nazis zu entgehen, sein Hauptwerk „Die Achse der Natur“.[7]Die kommenden Jahre bis Kriegsende waren die fruchtbarsten.

In den 12 Jahren dieses Schreibverbots (1933-1945) gelang ihm ein - bislang unwidersprochenes - transzendentales Weltbild, das die Vernunft zu befriedigen vermag - der natürlichen Liebe (Eros) ihren zentralen Rang im Leben der Menschen einräumt und das Phänomen der Religion als "Hilfe" klärt. Seine Deutung dieses einzigen "Menschensohnes" regt die tiefsten Gemüter zur Auseinandersetzung an.

Zugleich ist es ein hervorragendes Lehrbuch der Philosophie und Erkenntnistheorie, das die Spitzenerkenntnisse von Plato bis Kant, von Schopenhauer über Nietzsche bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zusammenfaßt.

Dieser Philosoph gehört wie Brentano zu den Genien, die erst im Alter ihre größte Geisteskraft erhielten.

Die beiden letzten sind unwidersprochenes und womöglich gar unwiderlegbares Gut der kritischen Philosophie. Die großen Denker stehen noch aus, die diese Werke zu würdigen wissen und letzte Korrekturen anzubringen befugt sind.

Zur Philosophie Hans Blühers: Kleine Einleitung

Vorbedingungen zum Verständnis:

Als Erstes - Zur Ordnung des Intellekts

Als erstes muß der gewaltige Unterschied zwischen Verstand und Vernunft verstanden sein und nie mehr durch Ungenauigkeit verlorengehen.

Der menschliche Intellekt hat zwei Aggregatzustände, die einander unentwegt überlappen, ähnlich dem Wasser bei Null Grad - wo Eis und Flüssigkeit so nah beisammen und doch zwei verschiedene Zustände. Oder bei 100 Grad der Übergang zum Dampf / Gasförmigen zu beobachten ist.

Der Verstand - über den auch das Tier verfügt - ist von „erhabener Nüchternheit“. In ihm passieren die Erregungen durch die anschauliche Welt - besonders gesteigert im Künstler, Liebenden, Mystiker, Kind.

Schon Sekundenbruchteile nach einem unmittelbaren Natureindruck, kann sich die VERNUNFT dazumischen und das Ereignis bewerten, vergleichen, leider auch so lang zerdenken, bis die Schönheit und Unmittelbarkeit daraus entwichen ist.

Mancher empfand die menschliche Vernunft als Störenfried bei der Liebe, oder gar als Quälgeist, der ähnlich einem Folterknecht immer die gleichen, zunächst nicht zu beantwortenden Fragen fragt. So sehr uns die Vernunft zustatten kommt bei der Lösung von technischen, wirtschaftlichen Angelegenheiten, sosehr kann sie auch die Herrschaft in einer Person an sich reißen, wenn der Mensch es ihr allzu leicht gestattet.

Sie sollte vielmehr ein Diener/Angestellter des Menschen sein, damit dieser seiner wirklichen Lebensaufgabe, die natürlich viel komplexer als rationales Konstruieren ist, gerecht werden kann. Vernunft ist Menschenschicksal und will angenommen sein.

Ein naives "zurück zum vernunftlosen Tier" ist unmöglich. Dieser Weg in die Unschuld ist versperrt und hat vielleicht nie bestanden.

Als Zweites: Das Wunder der BEGRIFFE

Ist es nicht verwunderlich, daß die Begriffe das jeweilige Ding tatsächlich zu "greifen" vermögen?

Die Löwenzahnblüte vor mir wird sowohl von meinem Verstand an ihrer generellen Form wiedererkannt (auch eine wunderliche Verbindung zwischen dem Ding und mir) als auch von dem in meiner Vernunft sich meldenden sprachlichen Begriff "Löwenzahn" erfaßt.

Sokrates glaubte, daß es "echte Namen" der Dinge gebe, die nicht durch Menschensatzung vereinbart sind, sondern durch deren Nennung eine Verbindung zu dem "Ding an sich" geschlagen werde.

Plato nannte das, was den Naturgebilden Stütze gibt, die „archetypische Idee“

Schamanen können durch die richtige Namensnennung den jeweiligen Archetyp - etwa den Büffelgeist, zu Heilungen oder einer erfolgreichen Jagd bewegen. (Achse der Natur - 2.Kap.)

Es gibt Begriffe die nur einmal vorkommen: Individualbegriffe

Wird der eigene individuelle Name, plötzlich im Marktgewühl unvorbereitet gerufen, erschrecken viele und es läßt sie die besondere Tiefe der wirklichen Namen erahnen.

Der Name Gottes hatte im alten Judentum seine geheimnisvolle Bewandtnis. Ebenso wirken die Zaubersprüche nur, wenn sie unverändert, von befugter Person und zur rechten Zeit gesprochen werden. Verruchte, obszöne und Fluchworte haben ebenso eine Wirkung auf unsere tieferen Schichten, wie sakrale und Heilsworte.

Die Wissenschaft darf hier nicht auf ängstlichen Vorurteilen beharren, sondern sich die Phänomene vor Ort betrachten. Ebenso dürfen die christlichen Theologen solches und ähnliches nicht als "Teufelsspuk" aburteilen, sondern finden vielleicht darin einen Beleg für die Wunderbarkeit der geistigen Zusammenhänge und einen Anstoß, mehr in die mystische Praxis zu gehen, anstatt vorrangig der Vernunft zu frönen - die meist virginal (unfruchtbar) ist.

Als Drittes: Natürliche Religion anstatt "erdachter" Denkwelt

Schaffen kann nur die Natur. Nur Echtes hat Natursanktion und kann sich fortpflanzen. Die Hybriden sind unfruchtbar.

Die Gebilde der DENKWELT der Menschen haben keinen Naturbestand. Sie brechen über kurz oder lang zusammen. Man besehe sich bloß all die verkrampften, „Gott ausklammernden“ Weltverbesser­ungsbemühungen und erdachten „Ethiken“.

Selbst bestgemeinte Aktionen, kippen - weil sie ungesegnet sind - ins Nutzlose oder gar in ihr Gegenteil um.

Dieses Phänomen entdeckte Paulus vor fast 2000 Jahren und nannte dies HAMARTIA = Zielverfehlung. "Erbsünde" übersetzte Luther.

Die Verkündigungen und Offenbarungen des Schöpfers aller Dinge berühren unseren Verstand oft unmittelbar und trösten und retten vor der quälenden Vernunft. Sie dürfen von theologischer Seite nie als Behauptungen aufgestellt werden. Da wären sie dann leeres Stroh, über das jeder freie Mittelschüler spötteln könnte.

Und doch gibt es einige Brückenschläge, wie etwa philosophisch - transzendentale Erkenntnisse, die sogar die Vernunft eines gläubigen Menschen beruhigen können. Blüher fand einige dieser Brücken.



WAS HAT HANS BLÜHER GELEISTET?

Blüher hat die Entdeckungen der Genialischen auf eine Synthese gebracht. Er baut auf Platos Entdeckungen:

Die Ideen der Naturgebilde sind in Wirklichkeit reale Kräfte, die den Naturgebilden hier im Erscheinenden die Form und Fortpflanzung garantieren.

Blüher bemühte sich um die VEREINIGUNG von WISSENSCHAFT UND RELIGION. Die Wissenschaft soll mit mehr Ehrfurcht vor dem Leben und vor dem Göttlichen betrieben werden. Die Religionstheorie möge auch mit wissenschaftlicher Rechtschaffenheit und Logik betrieben werden, so daß weder Aberglauben, noch Schwärmerei der wirklich sich ereignenden Rückbindung (Religio) ein Hindernis sind.

SCHLUSSWORT DES HERAUSGEBERS

Durch die Revolutionen der letzten 200 Jahre entstand eine geistige und soziale ANARCHIE. Nicht nur die Europäer, sondern auch die von europäischer Technik übermachteten Erdbewohner stellen folgende Frage zunehmend lauter:

Welche echten Werte bewahren uns vor dem Untergang in einer bereits unerträglichen Marktwirtschaft, einem sinnlosen Dahinvegetieren, einem „zu Tode vergnügen“? Welche Werte führen uns zu würdigem Leben?

Wir müssen uns eingestehen, daß eine Begründung von Ethik außerhalb der Religion gescheitert ist. Alle philosophischen Bemühungen vor und nach Kant sind zu kurz geraten (Wilutzky).

Das Phänomen der Liebe, der Güte, der Schuld, der Erlösung ist nirgends gelöst worden. Die christliche Religion behauptet, diese höchsten Fragen beantworten zu können.

Was als frohe Botschaft (Evangelium) gemeint war und die Herzen und den Verstand berührt, kann zu völlig neuen Taten führen.

Wenn jedoch die Vernunft diese Verkündigungen analysieren will, oder gar sich zu Behauptungen versteigt, zerrinnt alles zwischen den Fingern: Man drischt leeres Stroh, man ist der Lächerlichkeit preisgegeben.

Der Genius Hans Blüher kommt dem Leser nicht entgegen. Er schmeichelt nie. Seine Haltung ist etwa:

Prüfe diese Sichtweise! Falls es Dir mehr um Wahrheit als um Rechthaben geht, so wirst Du zunehmend mit allen Wahrheiten beschenkt werden.

Für ihn ist es seit 1930 klar: Es gibt absolute Wahrheit.

Diese ist nicht erwerbbar, wie die Universitäten vielleicht glauben machen, sondern die (tiefere) Natur wählt aus (!) wem sie sich enthüllt und wie sehr!

Nur wenn die Freiheit total ist, auch das Absolute völlig abzulehnen, kann es möglich sein, aus Liebe sich dem Absoluten wieder zuzuwenden. Hier deckt sich Blühers Haltung mit den jüdischen Mystikern, den Chassidim - etwa Friedrich Weinreb, der sinngemäß meint:

Es ist wirklich Alles erlaubt. Man darf in Trutz und Verstockung verharren, man kann zu wenig Ausdauer im Suchen gehabt haben und sich Leichterem zugewendet haben. Es hat lediglich häufig folgende Konsequenzen: So ein Mensch wähnt sich im Chaos und kann die Geordnetheit nicht wahrnehmen. Sein gelegentliches Glück ist nur ein relatives, kein überschäumendes, die Freude nie eine vollkommene.

Prof. (emer.) Augustinus Wucherer von Huldenfeld von der theologischen Fakultät in Wien stellte die These auf, daß „des Menschen Verhältnis zum Absoluten ein UNAUSWEICHLICHES sei“.

Spätestens bei jedem gravierenden Lebenseinschnitt, (etwa dem Tod eines geliebten Menschen und letztlich dem eigenen) leuchtet dieses Thema auf und die These erweist sich als wahr.

Chlodwig Auly



[1] Wandervogel-Trilogie - 1920. Werke und Tage - 1920

[2] Kampf um Israel - Die Erhebung Israels gegen die christlichen Güter - 1931

[3] Der Eros in der männlichen Gesellschaft - 1962 - Klett Verlag. Studien zur Inversion und Perversion - 1965 Karl Decker Verlag

[4] Traktat über die Heilkunde - insbesondere die Neurosenlehre (Erstauflage 1920. Neuauflage 1995 - Humberg & Fresen Buchverlag)

[5] Die Aristie des Jesus von Nazareth - 1922. Der Standort des Christentums in der lebendigen Welt - 1931

[6] Die Erhebung Israels gegen die christlichen Güter - 1931

[7] Die Achse der Natur (1949) + Parerga zur Achse der Natur (1955)

Fast alle diese sind vergriffen. Die ersten 5 nicht mehr ganz aktuell, gehörten auf den neuesten Stand der Forschung modifiziert.

EVOLUTION Aberglauben?

„Evolution? Der größte Bär, der der Menschheit je aufgebunden wurde“ (Hans Blüher)

EIN FALSIFIZIERUNGSVERSUCH DER DOGMATISCHEN EVOLUTIONS-, SELEKTIONS- UND MUTATIONSTHEORIE

In den Ablagerungen des Kambrium-Zeitalters fand man verschiedene versteinerte Tiere, deren "Verwandtschaft" mit heute hier lebenden Arten von der äußeren Form her ähnelt. Doch was die Veränderung bewirkt haben mochte?

Da man an die platonischen Ideen und archetypischen Kräfte im 19., dem gottlosesten Jahrhundert, absolut nicht glauben mochte, so dachte man sich eine "Erklärung" zurecht, die obzwar schon längst aus den Angeln gehoben, doch weiterhin im Lehrplan der öffentlichen Schulen als Tatsache hingestellt wird. Die pseudo-wissenschaftliche Evolutionstheorie wurde doktrinär.

Dies hat metaphysische Gründe. Dazu später.

Darwins Evolutionstheorie baut auf Umweltfaktoren, Mutationen und Selektionen auf. Die veränderte Umwelt zwinge die Tiere zu dickerem Fell, zu längeren Beinen usw., oder sie sterben aus. Kampf ums Dasein - also keine weise Schöpfung, in der alles fein auf einander abgestimmt ist?

In Wirklichkeit: sowohl Umwelt wie Archetyp haben jedoch den absolut gleichen Grund in der Natur. Ja, natürlich auch der Forscher ist nicht außerhalb der Natur!

All diese heutigen Auswüchse und Verzerrungen waren nur möglich, weil man vergessen hatte, seine gefärbte Brille abzunehmen, mit der man an die Phänomene heranging.

Diese Brille hat folgende Färbung: Alles ist nur zweckmäßig da, zum Beispiel die langen Beine des Storches, weil er durch das hohe Wasser watet - als ob durch solch Plausibilität das Wunder "Storch" erklärt oder irgendwie begriffen wäre!?

Daß überhaupt Tiere da sind und nicht Nichts. Daß es so viele Arten von Bäumen gibt und nicht nur „den Baum“.

In Wirklichkeit wissen wir fast nichts über die wunderbare Vielfalt der Tierwelt. Bei einigen Wenigen läßt sich ein Zweck hinzudenken, aber unser Gemüt ist erfreut (schöne Blume, Schmetterling, Schwan, Araberhengst...) oder erschreckt (wenn uns plötzlich in der Einsamkeit ein Rudel Hyänen oder Wölfe begegnen...)

Man nahm an, daß eine günstige Anhäufung von Mutationen zu so starker Veränderung der Arten geführt hätte.

John C.Kendrew, Nobelpreisträger für die Strukturaufklärung des Myoglobins, nennt Mutationen „Druckfehler“ und meint (1966):

„Ebenso wie Druckfehler in einem Buch viel eher Unsinn als mehr Sinn hervorrufen, sind auch Mutationen so gut wie immer zerstörerisch, und meistens töten sie den Organismus (oder schon die Zelle) in einem so frühen Lebensstadium, daß wir gar nicht wahrnehmen, daß er überhaupt zu leben begann.“

Diese und ähnliche Aussagen geben berechtigten Grund, am tatsächlichen Wert von Mutationen als „einziger Quelle neuen genetischen Materials“ in der Evolution zu zweifeln.

O. Kühn bewies, daß die 600 Millionen Jahre unmöglich ausgereicht haben können, um solch gewaltige Veränderungen, per Zufall und Auslese, zu entwickeln. Nicht einmal 5 Milliarden Jahre hätten ausgereicht!

Per Evolution ist das höhere Leben auf Erden nicht erklärbar.

In Wirklichkeit waren die alten Stämme der Wirbellosen zu Beginn des Kambriums (600 Millionen Jahre) sprunghaft, hoch organisiert, weltweit und völlig ausgebildet plötzlich da. Niemand kann sich empirisch erklären, "woher"? Es gibt keine Zwischenglieder, keine Übergänge.

Nirgends findet sich eine Ablagerung von "in Ausbildung begriffenen Organen".

Dazu Henning Kahle im Lesebuch: "Grenzen des Intellekts - Herausforderung durch den Geist" Seite 49:

"In einem Apparat wirken verschiedene Teile verschiedener Herkunft koordiniert zusammen, und erst die "passende" Gestaltung und koordinierte Leistung ermöglichen die Funktion des Organs.

Letzten Endes ist jeder Organismus ein einziger komplexer Apparat.

Ein Gen und auch eine Mutation bedingen oft viele Merkmale und Leistungen (Polyphänie), aber diese sind nicht zu einem Funktionsapparat zusammengeschlossen.

Ihre Gleichzeitigkeit ist durch die Leistungen des Gens bedingt, das in die Bildung vieler Merkmale eingreift.

An der "Bildung" echter Apparate sind sicher ontogenetisch und phylogenetisch zahlreiche Gene beteiligt.

Eine Ableitung aus unabhängigen Mutationen stößt auf große Schwierigkeiten.

Selbst wenn wir, wie bei Augen, eine sukzessive Ableitung von einfachen Augenflecken morphologisch durchführen können, der Apparat also in aufeinanderfolgenden Schritten gebildet wurde, sind folgende Komplikationen notwendig:

Der erste Schritt, die Anhäufung verschiedener Lichtsinneszellen an einer Stelle, ist leicht verständlich, der zweite Schritt, stellt an die nächste Mutation die Forderung einer strengen Lokalisation auf die Stelle des Augenflecks. Nur ganz bestimmte, seltene Mutationen könnten dieser Anforderung genüge leisten.

Das gilt für alle weiteren Schritte:

Linsenbildung, Muskeln, Versenkung des Auges ins Innere usw., so daß ein enorm hoher Grad von Unwahrscheinlichkeit entsteht.

Und ein solcher Vorgang hat sich nicht nur einmal ereignet; der Zufall kann ja im Einzelfall auch extrem Unwahrscheinliches zustande bringen (Ziehung des großen Loses).

In vielen Tierstämmen hat sich die Ausbildung solcher Apparate fast regelmäßig vollzogen.

Kompliziert ist die Situation überall dort, wo Teile des Apparates ineinander greifen, wie Räder in einem Uhrwerk oder wie Schloß und Schlüssel ineinander passen.

Solche Strukturen gibt es bei Protocoen, Silicoflagellaten, Radiolarien und besonders bei Metazoen (Haftapparate, Chitingelenke u.a.) in Mengen.

Die unabhängige mutative Abänderung eines der Teile, stört die Funktion und kooperativ wirkende Strukturmutationen kennen wir noch nicht.

Im einzelnen hätten wenigstens folgende Teilorgane des AUGES gebildet werden müssen:


Die durchsichtige Hornhaut, die Linse, Kammerwasser und Glaskörperflüssigkeit, die Akkomodations­muskeln, die Retina und ihre lichtempfindlichen Zellen, Anhangsorgane wie Augenlieder, Tränendrüsen, äußere Muskulatur sowie Sehzentren des Gehirns einschließlich der Sehfelder der Gehirnrinde.

Im fertigen Organ stehen alle Teile in einer engen Korrelation und passen genau zueinander. Einer detaillierten Berechnung der Wahrscheinlichkeit einer kombinierten Entstehung der Teilorgane aufgrund von Zufallsmutationen findet man bei W.-E.Lönnig (1976) in einer ausführlichen Untersuchung nur zum Thema „Auge“.

Es ergeben sich Zahlenwerte, die alle eines deutlich zeigen:
Die Wahrscheinlichkeit der zufälligen Entstehung des Auges ist „ auf unendlich nahe an Null herabgesetzt“.

Diese Erkenntnis bleibt trotz aller Abstriche bestehen, die man bei Wahrscheinlichkeitsberechnungen wegen der manipulierbaren Voraussetzungen machen muß, da hier ganz bewußt nur unter evolutionsfreundlichen Annahmen gerechnet wurde.

Aber geht man dennoch einmal davon aus, daß ein vollständiges Auge „zufällig“ entstehen kann, so wäre dann immer noch kein funktionsfähiges ORGAN vorhanden. Denn isoliert wäre es kaum brauchbar. Vielmehr erhält es erst seinen Sinn, wenn es durch die zahlreichen nötigen Querverbindungen in die Gesamtheit des Organismus einbezogen ist. Nur wenn das Sehen biologisch sinnvoll an Licht und Dunkel, an Form und Farbe, an Nähe und Ferne angepaßt ist, wird das Auge ein „nützliches“ Organ.

Stellt man sich also im neodarwinistischen Sinne vor, daß bei einer primitiven Stammform eines Tieres einzelne Hautzellen zufällig in Richtung auf besondere Lichtempfindlichkeit variieren, dann müssen alle anderen Bestandteile jenes Individuums in dazu passender Weise variieren. Es müssen also etwa alle Zellen, die zu Empfängern des Lichtreizes werden, sich übereinstimmend neu gestalten. Zugleich müssen Nervenbahnen und Ganglienzellen in genau passender Form verändert und ausgestaltet werden.

Andere Zellgruppen müßten, koordiniert mit der Entwicklung des werdenden Organes, in Richtung auf die Lieferung von Hilfsapparaten, wie Linse, Lider, Muskeln, Blutgefäßen usw., mutieren.

Die Variationen müßten also völlig harmonisch und koadaptiv ablaufen.

Andernfalls hätten die die Mutationen keinen Anpassungswert und würden durch die Selektion ausgemerzt. Jede vorläufige Zwischenstufe eines brauchbaren Teilorgans würde im Kampf ums Dasein verschwinden, da jedes viertel- oder halbfertige Organ die Funktion des vollständigen Organs noch gar nicht erfüllen könnte.

Komplizierte Organe können demnach selbst bei Annahme der Richtigkeit der Mutationstheorie nicht entstehen.

Dazu kommt die empirische Erkenntnis, daß vorläufige „Probeorgane“ in der Natur nicht beobachtet werden.

In irgendwelchen Entwicklungsstadien befindliche Organe sind unbekannt. Bei Wirbeltieren hätten außerdem immer ZWEI absolut gleiche Augen / Ohren usw. entstehen müssen.

Schließlich müßten sie in genau definierter Stellung zueinander entwickelt worden sein, damit die zahlreichen Vorteile gegenüber einäugigem Sehen zum Tragen kommen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß für die Entstehung des Wirbeltierauges zufällige Genver­änderungen keine Erklärungsmög­lichkeit bieten.

Solche Beispiele von hochkomplizierten Synorgani­sationen lassen vielmehr Gesetzmäßigkeiten und genau programmiertes Zusammenspiel der Einzelteile erkennen."

Zitiert aus dem Buch: Grenzen des Intellekts – Herausforderung durch de4n Geist“ Beiträge von Henning Kahle , Hans Blüher u.a.

Meine Sicht: Der Mensch hält es ungern aus, Unerklärliches vor sich zu haben.

Wunderbare Fügungen und Rätsel sind aber nicht durch wenige scheinbare Plausibilitäten wegrationalisiert, sondern wirken fort und fort auf jede Jugend, insbesondere das Schöne auf jeden Künstler, jeden empfindsamen Menschen durch die Zeiten hindurch.

Solch pseudo-wissenschaftliche Forschung ist häufig gebrauchtes Mittel ungläubiger Menschen gegen die Wahrheit. Die Aussagen sind empirisch richtig und von Leichenteilen beziehungsweise Eliminaten der Ganzheit gezogen, treffen aber nie das Ganze, sind zwar richtig, aber nicht wahr!

Selbst in der Sprache gibt es eine Tiefendimension über den Gebrauch als Kommunikationsmittel hinaus. Die Heils-, Fluch- und Sakralworte erschließen sich sensiblen Naturen und wirken erstaunlich.

Das ganze Wort hat schon der vertrocknete Aristoteles vom ganzheitlichen Platon nicht mehr zu uns herüberretten können, weil sich die Natur nur dem erschließt, der sie zutiefst achtet (Indianer, Schamanen, natursichtige Ärzte wie Paracelsus/Hahnemann, mystische Künstler / Liebende / echte Philosophen).

Diesbezügliche Fragen wischen die Geistleugner gern vom Tisch:

Gebt uns noch mehr Geld, dann werden wir euch auch dieses Rätsel "erklären".

Bei genauem Hinsehen erklären diese Aussagen nichts wirklich, sondern verschleiern das Wunderbare und ein Pseudowissenschaftler plustert seine Bedeutung auf, die er dem Schöpfer eigentlich gestohlen hat.

Was waren Hans Blühers Entdeckungen ?

Die Naturwissenschaften beschäftigen sich lediglich mit den Eliminaten, den "Leichenteilen" der Natur, mit der "Fläche", die volle Natur hingegen strömt aus der Tiefe, aus dem "Raum".

Gegenüber den unzähligen empirischen Entdeckungen (Planet Neptun, Element Radium etc) gibt es nur drei kosmologische! Auf die Entdeckung der Erde (sie ist eine Kugel) die Entdeckung der Welt (der Weltraum ist viel größer - Kopernikus, Newton) und nun durch Hans Blüher 1949: Die Entdeckung der Natur - die Achse des Natursystems der Philosophie als Lehre von den reinen Ereignissen der Natur.

Die Natur ist ein transzendentales Kontinuum, sie hat eine Achse, der eine Pol ist das transzendentale Objekt, um den anderen lagert das transzendentale Subjekt, ihr Inhalt ist das archetypische Potential.

Alle Naturgebilde werden von ihrem jeweiligen Archetyp in der Welt erhalten, geführt, belehrt usw.

Auch die Ethik strömt aus dem Objekt und ist weder von der Vernunft (Kant) noch aus dem Mitleid (Schopenhauer, Buddhismus) ableitbar, mit denen sie sich jedoch gerne verträgt.

Auch der Eros strömt aus dem Objekt (Jainas - erkennen, lieben) und ist weder vom Trieb (Freud etc) noch von der gebotenen Nächstenliebe ableitbar, mit denen er sich mitunter verbindet.

Auch die Schönheit strömt aus dem Objekt und ist weder vom Zweckmäßigkeitsdenken heutiger Biologen noch vom "Überlebenskampf-Glauben" ableitbar. Sie ist für empfindsame Menschen erhebend, tröstlich, gesundend, weil eine harmonisierende Kraft aus dem Welthintergrund.

Das Wort als Heilkraft, zum Beispiel in Psalmen, Evangelium und anderen gegenüber dem (bloß flächigen) Gebrauch der Sprache für Zwecke. Dasselbe gilt für: Zahl, Ton, Licht, Farbe, den goldenen Schnitt in Proportionen von Naturgebilden, Musik und bei entsprechend konstruierten Gebäuden.

Die Religion als unentwegt strömende Heilkraft der Natur - so gleichmäßig wie der Luftdruck, den wir auch nicht spüren und doch unentwegt da ist, wie das Harz beim verletzten Baum, fließt es verstärkt, wenn die Menschenseele in höchster Not ist.

Nachtrag zu : „DIE ORDNUNG DES INTELLEKTS“

Welcher Unterschied besteht zu unserer bisherigen materialistischen Sichtweise?

Die Natur hat eine Tiefendimension.

Ähnlich wie die 3. Dimension aus einer Fläche einen Raum macht, macht die neue Schau einen neuen Menschenschlag gegenüber dem bloß "oberflächlichen" Menschen. Immanuel Kant entdeckte vor 220 Jahren, daß nicht nur Farbe, der Geschmack (die Süße des Weines), die Oberflächenbefühlung unseres Tastsinnes, der Geruch etc. vom menschlichen Intellekt im wesentlichen miterzeugt werden, sondern sogar Raum und Zeit von ihm aufgespannt werden, um die Weltereignisse nacheinander und die Gegenstände nebeneinander erfahrbar zu haben!

Das macht: die Welt ist Erscheinung.

Sie ist nicht "Ding an sich". Hinter den Erscheinungen sind unbekannte Kräfte, die diesen Naturgebilden Kraft und Natursanktion geben (gereingte Ideenlehre Platons). Diese Entdeckungen des Genius decken sich mit der Ideenlehre Platons im wesentlichem ebenso, wie mit der jüdischen Überlieferung (Kabbala). Ferner klingt dies in der Vedanta an. Neueste wissenschaftliche Entdeckungen bestätigen sie.

Aus der Vielheit zurückkehren in die Einheit. Großes ist einfach. Das Einfachste ist nur wenigen zugänglich. Wir glauben noch immer, Wertvollstes muß besonders schlau und kompliziert gebaut sein. Umgekehrt!

Auch können wir Geschenke noch schwerlich annehmen. Wir glauben, Besonderes leisten zu müssen. Wir übersehen dabei, daß uns ohnehin alles Wichtige geschenkt wird. Das Leben, die Milch der Mutter, Pflege, Bildung, Luft, Wasser und Liebe bleibt stets Geschenk. Alle Surrogate beglücken nicht wirklich.

Ebenso ist es ein Geschenk, den einfachen Bau der Natur erkennen zu dürfen.

Seit langem zermartern sich denkende Menschen, wie denn die Welt gebaut sei. Es braucht nicht mehr weiter gesucht werden! Es ist gefunden worden:

Hans Blüher entdeckte DIE ACHSE DER NATUR zwischen Erscheinenden und Nichterscheinenden. Seitdem ist Ordnung im menschlichen Intellekt möglich.

Es braucht vieles nicht nur geglaubt zu werden, sondern es kann und soll gewußt werden.

Ein derart aufgeklärter Mensch hält auch in Stürmen des Schicksals stand!

WAS HAT HANS BLÜHER GELEISTET?

Blüher hat die Entdeckungen der Genialischen auf eine Synthese gebracht. Er baut auf Platos Entdeckungen:

Die Ideen der Naturgebilde sind in Wirklichkeit reale Kräfte, die den Naturgebilden hier im Erscheinenden die Form und Fortpflanzung garantieren.

Blüher bemühte sich um die VEREINIGUNG von WISSENSCHAFT UND RELIGION. Die Wissenschaft soll mit mehr Ehrfurcht vor dem Leben und vor dem Göttlichen betrieben werden. Die Religionstheorie möge auch mit wissenschaftlicher Rechtschaffenheit und Logik betrieben werden, so daß weder Aberglauben, noch Schwärmerei der wirklich sich ereignenden Rückbindung (Religio) ein Hindernis sind.

SCHLUSSWORT DES HERAUSGEBERS

Durch die Revolutionen der letzten 200 Jahre entstand eine geistige und soziale ANARCHIE. Nicht nur die Europäer, sondern auch die von europäischer Technik übermachteten Erdbewohner stellen folgende Frage zunehmend lauter:

Welche echten Werte bewahren uns vor dem Untergang in einer bereits unerträglichen Marktwirtschaft, einem sinnlosen Dahinvegetieren, einem „zu Tode vergnügen“? Welche Werte führen uns zu würdigem Leben?

Wir müssen uns eingestehen, daß eine Begründung von Ethik außerhalb der Religion gescheitert ist. Alle philosophischen Bemühungen vor und nach Kant sind zu kurz geraten (Wilutzky).

Das Phänomen der Liebe, der Güte, der Schuld, der Erlösung ist nirgends gelöst worden. Die christliche Religion behauptet, diese höchsten Fragen beantworten zu können.

Was als frohe Botschaft (Evangelium) gemeint war und die Herzen und den Verstand berührt, kann zu völlig neuen Taten führen.

Wenn jedoch die Vernunft diese Verkündigungen analysieren will, oder gar sich zu Behauptungen versteigt, zerrinnt alles zwischen den Fingern: Man drischt leeres Stroh, man ist der Lächerlichkeit preisgegeben.

Der Genius Hans Blüher kommt dem Leser nicht entgegen. Er schmeichelt nie. Seine Haltung ist etwa:

Prüfe diese Sichtweise! Falls es Dir mehr um Wahrheit als um Rechthaben geht, so wirst Du zunehmend mit allen Wahrheiten beschenkt werden.

Für ihn ist es seit 1930 klar: Es gibt absolute Wahrheit.

Diese ist nicht erwerbbar, wie die Universitäten vielleicht glauben machen, sondern die (tiefere) Natur wählt aus (!) wem sie sich enthüllt und wie sehr!

Nur wenn die Freiheit total ist, auch das Absolute völlig abzulehnen, kann es möglich sein, aus Liebe sich dem Absoluten wieder zuzuwenden. Hier deckt sich Blühers Haltung mit den jüdischen Mystikern, den Chassidim - etwa Friedrich Weinreb, der sinngemäß meint:

Es ist wirklich Alles erlaubt. Man darf in Trutz und Verstockung verharren, man kann zu wenig Ausdauer im Suchen gehabt haben und sich Leichterem zugewendet haben. Es hat lediglich häufig folgende Konsequenzen: So ein Mensch wähnt sich im Chaos und kann die Geordnetheit nicht wahrnehmen. Sein gelegentliches Glück ist nur ein relatives, kein überschäumendes, die Freude nie eine vollkommene.

Prof. Augustinus Wucherer von Huldenfeld von der theologischen Fakultät in Wien stellte die These auf, daß „des Menschen Verhältnis zum Absoluten ein UNAUSWEICHLICHES sei“.

Spätestens bei jedem gravierenden Lebenseinschnitt, (etwa dem Tod eines geliebten Menschen und letztlich dem eigenen) leuchtet dieses Thema auf und die These erweist sich als wahr.

Chlodwig Auly


EPILOG

Die wir in Todesschatten so lang gesessen sind

und kein Erleuchtung hatten - in Gottes Sachen blind.

Und konnten nichts verstehen, nicht Gnaden, noch Gericht...

sehend über uns aufgehen an jetzt ein großes Licht.

Ein Licht dadurch wir schauen in Gottes Herz hinein,

daß er unser Zuvertrauen der unser nun will sein.

Ein Licht das heftig brennet in unser Fleisch und Blut,

daß sich ein Mensch erkennet und was für Sünd er tut.

Ein Licht das plötzlich fähret tief in der Gräber Nacht

und uns den Tod erkläret mit aller seiner Macht.

Das uns vor Augen malet, wie nichts sei Welt... und Zeit

und uns vor allem strahlet - der Glanz der Ewigkeit.

Montag, 30. Juni 2008

Kapital angebetet

Kapital unser

das du bist in unseren Hirnen.

Deine Investitionen amortisieren sich.

Dein Profit komme, deine Aktien steigen,

wie in London also auch in Wien.

Unseren täglichen Umsatz gib uns heute und

gewähre uns günstige Kredite,

damit wir sie verteuern können unsern Schuldigern.

Laß unser Geld niemals wieder zu Nichts werden.

Bewahre uns vor ungeplanter Inflation,

sichere den Zinsfuß unserer Notenbanken.

Führe uns in den vorausberechneten Konkursen,

erlöse uns von den Armen und ihren Gewerkschaftern.
Denn Dein ist die Machbarkeit, Dein sind die Seelen der Menschen, das Humankapital,

ja Dein ist (fast) die ganze Welt wie noch nie.


Vorwort:

Die Freigabe der privaten Ethik in die Beliebigkeit schlägt auf die öffentliche Ethik zurück. Die Trennung von privater und öffentlicher Ethik hat Folgen.

Nachdem sich die kapitalistische Wirtschaftsweise in diesen Jahren zu Tode siegt, wird das Fragen lauter:

Was kommt danach? Wie wollen wir eigentlich leben, wirtschaften?

Das Gemeinwesen als Denkaufgabe (Hegel).

Nachstehende Beiträge enthalten uralte Prinzipien ebenso wie völlig neue Sichtweisen zur aktuellen Krise.

Ein herzlicher Dank gebührt all den Vor- und Querdenkern, die diese ewigen Wahrheiten über die Zeit des Materialismus - gleich einem unterirdisch fließenden Strom - gerettet haben, aber oft auch eine Herausforderung an unsere Vernunft sind.

Die Herausgeber

Das Wort und die Liebe

„Das Wort und die Liebe“. Ferdinand Ebner sagt:

„Der Mensch hat das Wort und dadurch ist er Mensch. Was aber ist das Wort? Wort ist, was sich, objektiv fassbar, zwischen dem Ich und dem Du begibt. Das Wort ist das „objektive Vehikel“ des Ich zum Du; das subjektive ist die Liebe. Ich und Du, Wort und Liebe, sind die „geistigen Realitäten“. Das Ich aber, „existiert“ nur im Verhältnis zum Du. Das Ich wird in diesem Verhältnis, was es seiner Bestimmung nach sein soll, im wahren, aufrichtigsten Wort und in der echten, wohl-wollenden Liebe (die nicht Vorliebe ist). Andrerseits „entwird“ - zerfällt das Ich – wenn es lügt, schwätzt oder gleichgültig zum Du wird oder gar es hasst.

Zitiert nach Franz Seyr: „Denn seine ichbildende Kraft hat das DU dadurch, dass es – vom Menschen aus gesehen – göttlichen Ranges ist, weil Gott das „wahre Du des wahren Ichs im Menschen“ ist. Am Anfang, aus der Perspektive Gottes, wenn man so sagen darf, ist es umgekehrt: Gott ist das absolute Ich (Ich bin der Ich bin). Der Mensch wurde erschaffen indem Gott sprach: Ich bin und durch mich bist du. Da erwachte der Mensch zum Selbstbewusstsein und er antwortete: Du bist und durch Dich bin ich. So hat nun in menschlicher Perspektive JEDES DU etwas Göttliches an sich, kommt ihm in jedem Du Gott entgegen.

Das „Motiv“ Gottes aber ist die Liebe. Sie strömt von Gott aus, geht in das menschliche Ich ein und strebt durch das mitmenschliche Du wieder zu Gott zurück. So ist die Liebe Gottes „Wirken im Menschen“. Der Mensch ist ihm aber nicht willenlos ausgeliefert; er kann sich vielmehr, das ist seine Freiheit, gegen sie versperren. Und er hat das auch von Anbeginn getan. Deshalb wird der Mensch in Abschließung vor Gott und den Mitmenschen, in Du-Ferne, geboren und verbringt sein Leben meist in Ich-Einsamkeit. Dieser Zustand wäre nicht auszuhalten, wenn nicht Mittel gefunden wären, dies erträglich zumachen: Kultur (Der Traum vom Geist), mythische Religionen, Kunst, vernünftelnde Philosophien... Die verderbliche Wirkung daran: der Träumer erwacht nicht zum Ernst der geistigen REALITÄTEN.

Einmal aber ist, vor zweitausend Jahren, ein unüberhörbarer Weckruf an die Träumer ertönt: Es war das WORT selber, das gerufen hat, das Wort, das im Anfang war, das bei Gott war, in dem alles geschaffen ist und das, Fleisch geworden, die Menschen aus ihrer Ich-Einsamkeit erlösen und zum Du Gottes, unmittelbar und über das Du des Nächsten hinführen wollte. Das Erscheinen Jesu Christi ist ... das absolute Ereignis der Weltgeschichte. Christus ist das sichtbar gewordene Du Gottes, daher kommt das Ich erst im Glauben an das Wort des Christus zur Vollendung.“

Ebner nennt dieses Denken „Pneumatologie des Wortes“ – ein Denken, das „Geist“ vom Wort aus zu erfassen sucht, vom der Sprache ebenso wie vom Wort, das Fleisch geworden ist.

Der Einzelgänger Ebner steht, wie alle übrigen Dialogischen Denker – die jüdischen nicht ausgeschlossen – in einer alten philosophisch-theologischen Tradition. Sie geht auf den Glauben im Alten Testament zurück, hat ihren Höhepunkt im Johannesevangelium. In Augustinus, Anselm v. Canterbury, Pascal, Hegel, Kierkegaard, sogar dem Atheisten Feuerbach leuchten Vorgedanken auf.

Ebners Verdienst ist es, das er als Erster im 20. Jahrhundert die Ich-Du-Dimension als die eigentlich geistige Dimension des Menschen erkannt hat und das Wort als das Strukturgesetz dieser Dimension erschaut hat. Er bleibt dabei nicht an der psychologischen oder sprachphilosophischen Hülle des Wortes haften, sondern schaut und deutet in ihm das Geheimnis des inneren Zusammenhangs zwischen „Worthaftigkeit“ des zwischenmenschlichen Verhältnisses und der „Worthaftigkeit“ der gottmenschlichen Beziehung.